Mein Weg

Die beste Entscheidung in meinem Leben!

Alle Kraft für diesen Satz: "Ich bin alkoholabhängig."

Das hätte ich mir nie träumen lassen, diesen Satz einmal laut auszusprechen. Die Angst vor diesem Satz war so gewaltig, dass ich ihn noch nicht einmal im Stillen zu mir selber sagen konnte.

Warum? Dann hätte ich ja wirklich etwas ändern müssen.

Ich wollte diesen Stempel einer "Alkoholikerin" nicht aufgedrückt bekommen und hatte Angst davor, nicht mehr "dazuzugehören".

Als ich diesen Satz dann eines Tages zu meinem Mann sagte, hat es uns beiden die Sprache verschlagen, und wir konnten uns ein paar Sekunden lang nicht in die Augen schauen.

Ich hatte das Gefühl eine Schnecke zu sein, der man ihr Haus genommen hat, schutzlos und verletzlich. Ich fühlte mich schuldig.

Es war eine der größten Herausforderungen meines Lebens.

Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, seit langer Zeit die Wahrheit auszusprechen. Meinem Mann und vor allem gegenüber mir selbst.

Ich schämte mich zutiefst. Ich hielt es für möglich, dass er mich nun verlassen könnte.

Eigentlich hielt ich es für möglich, dass die ganze Welt um mich herum zusammenbrechen und alle mich verlassen würden.

 

Damals wusste ich noch nicht, dass dieser bedeutende Satz uns wirklich eng zusammenschweißen sollte.

Ich wusste auch nicht, dass ich diesen Satz noch oft ausprechen würde. Mit immer weniger Scham und wachsender Selbstsicherheit.

 

 

Wie sieht eigentlich eine "Alkoholabhängige" aus?

Einige waren sehr überrascht über diese Nachricht. Eine Frau, die berufstätig ist, es in die Selbstständigkeit als Fotografin geschafft hat, Mutter einer wunderbaren Tochter ist, in einer intakten Beziehung lebt und dazu noch (einigermaßen) sportlich ist, ist doch keine "Alkoholikerin". Die Ines doch nicht!

 

Oder? Doch ich war alkoholabhängig!

Ich habe jeden Abend mit meiner Flasche Wein verbracht, um mich dabei zu entspannen, zu belohnen, zu trösten und habe versucht, dabei möglichst elegant und emanzipiert auszusehen.

Ich habe mich gerne mit Menschen umgeben, die meine Leidenschaft für dieses Hobby teilten. Ein "gutes Glas Wein" zum Essen, Quatschen, Feiern, oder beim Spieleabend gehörte für mich im Leben immer dazu. Ein Restaurantbesuch ohne Weißwein? Ein absolutes No-Go!

Aufgefallen bin ich nicht. Weil ich mich gut mit Normen und Regeln auskenne, die in unserer Gesellschaft gelten.

Es fiel mir leicht, meinen Schein nach außen zu wahren. Aber innerlich, hinter dieser Fassade, sah es ganz anders aus. Mein Selbstwertgefühl ist mit jedem Glas Wein geschrumpft. Und aus dem "morgen höre ich damit auf" wurden viele Jahre.

 

 

Mich selbst habe ich am meisten belogen.

Ich habe mir Gründe gesucht, wie ich den Konsum vor mir rechtfertigen konnte. Als alleinerziehende Mutter braucht man halt abends "ein Glas" zur Entspannung. Und nach einem stressigen Arbeitstag auch. Und wenn etwas Trauriges passiert sowieso.

Es gab irgendwie immer und überall einen Grund, auf etwas anzustoßen.

Ich glaube, dieses Konsumverhalten kennst du. Es ist gesellschaftlich anerkannt!

Deshalb ist es mir auch so leichtgefallen, meinen krankhaften Konsum so lange auszuüben.

 

Dass ich mich dabei immer mehr von meinen Lieben abschottete und vor allem vor mir selbst, war mir nicht bewusst. Ich wusste nur, dass etwas falsch läuft. Und die Verantwortung dafür habe ich meiner Umwelt zugeschoben. Die Lösung habe ich einfach nicht gesehen. Dabei war sie die ganze Zeit greifbar nah: Ich muss den Alkohol weglassen, wenn ich an meinem Leben etwas ändern möchte.

 

 

Irgendwann ist mir aufgefallen, dass Alkohol zum Nr. 1-Thema für mich geworden ist.

Morgens beim Aufwachen habe ich mir geschworen, heute nichts zu trinken. Am Vormittag habe ich angefangen diese Entscheidung langsam aber sicher in Frage zu stellen. Und nach Feierabend war mein Vorrat für den Abend schon wieder gesichert. Nichts und niemand konnte mir mein Abendritual mit meiner Flasche Wein nehmen. Und dann wieder diese schlaflosen Nächte und die quälenden Gewissensbisse. Jeden Tag und jede Nacht aufs Neue.

 

Photo by Djim Loic on Unsplash

Morgen höre ich auf zu trinken.

Als ich mit meiner Tochter zu meinem Mann gezogen bin, war ich mir sicher: "Jetzt höre ich endlich auf zu trinken."

Das hat nicht funktioniert. Ich habe es nicht geschafft. Nicht einen einzigen Tag. (Sowie die vielen Jahre zuvor auch schon nicht.)

Mir wurde klar, wenn ich jetzt nichts ändere, dann wird mir bald alles aus den Händen entgleiten. Ich werde immer tiefer in die Fänge des Alkohols geraten.

Dann verpasse ich die Chance mit den mir wichtigsten Menschen auf ein schönes Leben.

Die Chance darauf mein Leben zu leben!

 

 

Einen Entschluss fassen

Wenn ich heute an den Tag zurückdenke, an dem ich mich dazu entschlossen habe aufzuhören, muss ich sagen, ich hatte keine Ahnung, was es bedeutet abhängig zu sein. Ich war mir nicht über mein Suchtgedächtnis bewusst und wie sehr es mich in vielen unerwarteten Situationen wieder in seinen Bann ziehen wollte.

Ich wusste nicht, was alles geballt auf mich zukommen würde.


Den Alkohol selbst
habe ich nicht vermisst.

Aber all die Situationen, in denen ich sonst getrunken habe, nun ohne Alkohol zu gestalten, stellten sich anfangs als echte Herausforderung heraus. (Die aber mit jedem Mal mehr und mehr belohnt wurden.)
Und diese Lücke, die in meinem Leben entstand, war gigantisch groß. Ich hatte keine Idee, wie ich sie füllen konnte! All diese neuen Reize, die Sinneseindrücke, Energien, die ich erst einmal zu sortieren und verarbeiten hatte!

 

Und doch habe ich diesen Tag als etwas Besonderes in Erinnerung. Als einen Tag einer klaren Entscheidung und des Mutes. Ein Tag der Einsicht und auch Neugier.

 

An diesem Tag begann ich mir wieder selbst zu vertrauen.

 

Ich besorgte mir Bücher. Viele Bücher. Ich verschlang die Geschichten von Menschen, die sich aus ihrer Abhängigkeit befreit haben und ihre Nüchternheit feiern. Dann habe ich angefangen, Yoga und Meditieren zu üben, habe meine Ernährung umgestellt, viel geschlafen und noch mehr gelesen.

 

Ich feiere diesen Tag und bereue rein gar nichts. Es gibt nichts, das ich vermisse. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich auf etwas verzichten muss! Ich liebe mein neues Leben.

Ich bin nüchtern und klar. Ich bin ich.

 

 

 

 

Nüchtern… und jetzt?

Ich war also nüchtern. Erst hundert Tage, dann sechs Monate, dann ein ganzes Jahr.

Es gab viel zu tun. Ich habe mir noch mehr Bücher rund um das Thema Alkohol und Persönlichkeitsentwicklung gekauft, bin einem Forum beigetreten, bin Laufen gegangen, habe mich um meinen Körper gekümmert, bei der Drogenhilfe beraten lassen, viele lange Gespräche mit meinem Mann geführt, noch mehr gelesen, viel geschlafen und mich auf einen Prozess eingelassen, der mich Schritt für Schritt auf meinem Weg aus der Abhängigkeit zu mir selbst geführt hat.

 

Ich war voller Energie und Begeisterung. Es gab Höhen und auch Tiefen, die meine volle Konzentration einforderten.

Nüchtern zu sein war anfangs anstrengend. Aber aufregend schön!

 

Nachdem ich mich auf allen Ebenen selbst gereinigt hatte, (das war toll!) fing ich an, neue Pläne für mein Leben zu schmieden.

Und so bin ich dazu gekommen, meinen Blog zu schreiben und eine Ausbildung zur Coachin/ Psychologischen Beraterin zu machen.

 

 

Willst du auch endlich etwas ändern in deinem Leben?

Gerne bearate ich dich in einem kostenlosen Beratungsgespräch. Kontaktiere mich jetzt – ich freu mich auf dich!

 

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