Unser Körper will keinen Alkohol

Alkohol ist ein Zellgift

Wir leben in einer Zeit, in der wir uns mehr denn je Gedanken über unsere Gesundheit machen. Das geschieht nicht ohne Grund. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Lebensumfeld und unser Lebensstil derartig verändert, dass wir nicht mehr wirklich „artgerecht“ leben können.

 

Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas, Krebserkrankungen, Alzheimer und Depressionen geben uns immer mehr Anlass zur Sorge. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Ein Lebensstil, der u. a. bestimmte  Ernährungsgewohnheiten, mangelnde Bewegung, Medienkonsum, eine Vernachlässigung sozialen Lebens mit sich bringt, verlangt eine Veränderung.

Wie in allen Bereichen reagiert die Werbeindustrie und verkauft uns allerlei gesundheitsfördernde Mittelchen, die uns fit und jung halten sollen. Und natürlich auch gesund! Der Markt boomt. Allein der Umsatz an Nahrungsergänzungsmitteln stieg von 2014-2018 durchschnittlich um sechs Prozent auf 2,1 Mrd. Euro. Davon wurden 50 Prozent für Vitamine, zehn Prozent für Herz- und Kreislaufmittel und sieben Prozent für probiotische Produkte ausgegeben. Quelle

Außer an „gesundheitsfördernden“ Substanzen wächst auch das Interesse an Fitness- und Wellness-Angeboten, sowie an fernöstlichen Heilmethoden, Achtsamkeitstraining, Yoga und Meditation.

Ernährungs-Coaches schießen mittlerweile regelrecht aus dem Boden und versuchen uns wieder zu einer „artbewussten“ Ernährung zu führen. Grundsätzlich ist das auch gut, sehen wir mal von all den überflüssigen Dingen ab, für die die Werbeindustrie wirbt. Ich möchte mir hier jedoch nicht anmaßen zu entscheiden, was für den einzelnen Menschen gesundheitsfördernd ist … ich frage mich nur:

Warum machen wir uns so wenig Gedanken über die Auswirkung von Alkohol?

Auch hier schlägt die Werbeindustrie kräftig zu und will uns Alkohol hübsch verpackt als unverzichtbares Getränk verkaufen. Sogar das traditionelle pflanzliche Heilmittel „Klosterfrau Melissengeist“ findet man mit seinen stolzen 79% Alkoholanteil immer noch im Drogeriemarkt-Regal. Schon als Kind habe ich Klosterfrau Melissengeist mit "gesunder Medizin" assoziert.

Ich denke, da war der selbst aufgesetzte Obstlikör von meiner Oma „gesünder“.
Apropos Oma... auch das Thema „Senioren und Alkoholismus“ findet meiner Meinung nach zu wenig Beachtung. Aber dazu mehr in einem anderen Artikel.

„Übrigens ist Alkohol ein pflanzliches Erzeugnis, das den Fäulnis- oder Verrottungsprozess durchlaufen hat und dann gärt.“ Allen Carr: Endlich ohne Alkohol

Alkohol ist ein Nervengift. Es gelangt über den Blutkreislauf in unseren Körper und schädigt fast ausnahmslos alle Zellen und alle Organe in unserem Körper.

Schon 30g reiner Alkohol, das entspricht in etwa einem Liter Bier, gilt bei Kindern als Letaldosis (= in der Regel tödliche Dosis)!

Wenn ich mir die Verwendungszwecke für Ethanol vor Augen führe, frage ich mich, was ich mir eigentlich die ganzen Jahre über dachte, als ich mir Alkohol regelmäßig zuführte. Ok – ich gebe zu, ich habe wohl nicht wirklich viel darüber nachgedacht. Sonst hätte ich am Ende noch etwas ändern müssen. Aber ich war süchtig. Und als Süchtige war ich Meisterin darin, meine Scheuklappen zu benutzen.

Ethanol dient außer für die Herstellung von alkoholischen Getränken als wertvolles Lösungsmittel für Öle, Fette, Harze und viele Farbstoffe aber auch für Duftstoffe, so z. B. in Kosmetika, wie Rasierwasser und anderen Riechstoffen. Konzentrierter (96 prozentiger) Alkohol wird wegen seines hohen Brennwerts als „Brennspiritus“ bezeichnet. Duden Learnattack GmbH 2022

 

Alkohol dient auch als Desinfektionsmittel und wirkt mit 60% Alkohol z.B. auch gegen Corona-Viren. Zum Vergleich: Wodka enthält ca. 40% und Obstbrände sogar bis zu 45% Alkohol. Und Klosterfrau Melissengeist, wie wir schon wissen 79%. Zum Glück rät der Hersteller in seinen FAQs von einer Anwendung bei Kindern unter 18 Jahren ab.


Vor meiner Nüchternheit hatte ich eigentlich immer "Stress". Das habe ich allerdings nie mit meinem Alkoholkonsum in Verbindung gebracht. Und nicht nur "Stress" hat mich geplagt.

Alkohol selbst wirkt als Stressor auf den gesamten Organismus und sorgt für einen steigenden Blutdruck. Bei steigendem Blutdruck werden vermehrt Zucker und Fett in den Blutkreislauf gebracht. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sowie Durchblutungsstörungen können die Folge sein.

Ich persönlich finde es besonders erwähnenswert, dass sich unser Körper in einer ständigen Homöostase befindet. Das heißt, er erneuert seine Zellen. Alkohol hindert unseren Körper samt seiner Organe daran sich zu regenerieren. Die Tatsache, dass Alkohol den Tiefschlaf stört, verstärkt diesen Effekt noch.

Photo by Simon Infanger on Unsplash

Denn im Schlaf regeneriert der Körper normalerweise und sämtliche Zellen erneuern sich. Das Gehirn schafft neue Kapazitäten, die uns am nächsten Tag dazu befähigen unsere Dinge zu bewerkstelligen. Wegen des durch den Alkohol gestörten Schlafes können wir nicht genügend Erholung finden und fühlen uns am nächsten Tag entsprechend „gerädert“. Die Folgen können unter anderem Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnislücken, Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Depressionen sein.

Wenn ich nicht ausreichend schlafe, habe ich Probleme mit unreiner Haut. Ich kann mich noch so gut ernähren, meine Haut braucht einfach den Schlaf.

Was ich erst mit meiner Nüchternheit erfahren habe ist, dass beim Abbau von Alkohol in der Leber hochgiftige Stoffe entstehen, die zusätzlich die Nervenzellen beschädigen. Acetaldehyd ist einer davon und wird schon im Speichel beim Abbau von Ethanol produziert. Er ist krebserregend. Wenn dazu geraucht wird, steigt die Konzentration um das bis zu Siebenfache an! Durch zusätzlich mangelnde Mundhygiene ist der Mund- und Rachenbereich besonders für Krebserkrankungen anfällig.

Krebszellen lieben Alkohol: „Seit über zehn Jahren ist bekannt, dass Alkoholkonsum das Risiko für Krebserkrankungen an sieben Organbereichen erhöht. Dazu zählen Krebs an den Lippen und in der Mundhöhle, im Rachen, am Kehlkopf, der Speiseröhre, Brust bei Frauen, Leber sowie in Darm und Enddarm.“ DHS Jahrbuch für Sucht 2021, S. 44

 

 

Alkohol - Magen und Darm

Wenn wir Alkohol trinken, wird die gesamte Schleimhaut im Mund, Rachen und Magen-Darm-Bereich angegriffen. Das kann u. a. auch der Grund für Dentalprobleme sein. Menschen mit Alkoholproblemen verlieren häufiger ihre Zähne und leiden verstärkt an Paradontitis und Karies. Im Magen schädigt Alkoholkonsum die Schleimhaut. Das kann zu Entzündungen führen, Gastritis ist eine häufige Folge.

 

Damit hatte auch ich mit zu tun. Ich habe einige Magenspiegelungen mitgemacht. Aber anstatt weniger zu trinken, habe ich fleißig Omeprazol, einen Magensäureblocker geschluckt. Dessen Nebenwirkungsprofil ist auch nicht gerade gering, was eine weitere Belastung für meine arme Leber bedeutet haben dürfte. Auch der Dünndarm leidet unter übermäßigen Alkoholkonsum. Es kommt zur Störung der Aufnahme vieler lebenswichtiger Vitalstoffe, wie z.B. Vitamin A,B,C,D oder Folsäure. Die Folge können Mangelerscheinungen sein.

Es ist allgemein bekannt, wie wichtig ein gesunder Darm und eine gesunde Darmflora für uns ist. Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu einem Ungleichgewicht in der Darmflora führen, indem er gesundheitsfördernde Bakterien abtötet. Die Folge können Entzündungsreaktionen, Magen-Darm-Probleme und Nährstoffmängel sein.

„Der Neurotransmitter Serotonin, der in unserem Körper als Glückshormon fungiert, entsteht zum größten Teil in unserem Darm. Durch eine gestörte Darmflora kann die Produktion von Serotonin gestört werden, woraufhin unsere Stimmung sinkt. Wenn wir zu viel Alkohol trinken, bedeutet das:

 

Wir können so viele Nahrungsergänzungsmittel zu uns nehmen wie wir wollen, unser Darm kann die „guten Stoffe“ nicht aufnehmen!

 

Beim Abbau von Ethanol entsteht der hochgiftige Stoff Acetaldehyd. Um unsere Leber bei ihrer Arbeit zu entlasten, hilft das Enzym Aldehyddehydrogenase (ALDH) dabei es in Essigsäure (ist nicht ganz so schädlich wie Acetaldehyd) umzuwandeln. In weiteren Schritten wird diese in Kohlendioxid und Wasser umgewandelt und ausgeschieden.
Wenn wir übermäßig Alkohol konsumieren und Acetaldehyd nicht ausreichend abgebaut werden kann, muss es über die Haut freigesetzt werden. Dazu erweitern sich die Blutgefäße. Ständiger übermäßiger Konsum kann dabei zu irreversiblen Erweiterungen der Kapillaren oder zum Platzen der Äderchen führen und das Hautbild sichtbar verändern.

Die Energie, die der Körper für den Abbau von Alkohol braucht, nimmt er sich von den Organen. So werden bis zu 80% des Sauerstoffgehalts für den Abbau in der Leber gebraucht. Die Leber ist das Organ, welches am meisten für unseren Stoffwechsel arbeitet. Sie ist wichtig z.B. für unsere Energieversorgung, baut uns essenzielle Verdauungssekrete und entgiftet unseren Körper von vielen Substanzen, die wir täglich über unsere Haut, die Atemwege und über die Nahrung zu uns nehmen.

Wenn die Leber jedoch mit dem Abbau von übermäßigem Alkoholkonsum  belastet wird, kann sie ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr erfüllen. Giftstoffe bleiben in unserem Körper, landen im Blutkreislauf und im Fettgewebe. Das Nervensystem kann beschädigt werden. Die Folge können Depressionen, Störungen der kognitiven Fähigkeiten, Angstgefühle, und Beschleunigung des Alterungsprozesses sein.

Viele Menschen trinken Alkohol um zu entspannen. Das liegt daran, dass Alkohol die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol hemmt. Dies bewirkt Entspannung und zusätzlich werden noch Endorphine freisetzt, was unsere Stimmung weiter anhebt. Das Wohlgefühl hält jedoch nur für eine kurze Zeit an. Nach dem Abklingen dieses Prozesses steigt der Adrenalin- und Cortisolspiegel im Körper an, was zu einem Gefühl der Anspannung oder Nervosität führen kann. Viele trinken aus diesem Grund weiter, um dem Gefühl entgegenzuwirken. Zumindest habe ich das getan.

 

Auch das Bier, welches für Viele ein vermeintlicher „Durstlöscher“ ist, erfüllt diese Aufgabe nicht. Denn Alkohol dehydriert. Das bedeutet, wer wegen des Durstgefühls Bier trinkt, wird ein weiteres brauchen, weil Alkohol den Wasserbedarf, den „Durst“ nicht löscht.

 

Alkoholkonsum hat auch Einfluss auf unser endokrines System. Das Hormonsystem steuert unter anderem unseren Schlafrhythmus und unser Energie- und Stress-Level. Dieses feinregulierte System wird durch Alkohol ins Stolpern gebracht und negativ beeinflusst.

Auch die Sexualhormone wie Testosteron und Östrogen werden durch den Genuss von Alkohol beeinflusst. Die Libido kann massiv leiden und PMS-Beschwerden können sich verschlimmern. Meine persönlichen Erfahrungen bestätigen diese These. Meine Menstruationsbeschwerden haben sich seit meiner Nüchternheit deutlich verbessert.
In einer Kinderwunsch-Phase sollte Alkoholkonsum für beide Partner unbedingt thematisiert werden. Ein erhöhter Östrogenspiegel ist vermutlich neben genetischen Faktoren auch der Grund für ein gesteigertes Brustkrebs-Risiko bei der Frau.

Oh... ich möchte nicht vergessen zu erwähnen, dass unser Immunsystem und die Wundheilung durch Alkoholkonsum gestört wird! Der gesamte Organismus wird durch die Einnahme von Giften in fast all seinen Funktionen gestört – Alkohol ist ein Zellgift.

 

 

Alkohol und Übergewicht

Übergewichtige Menschen sollten sehr darauf achten, wieviel Alkohol sie trinken, da sich bei ihnen die Gefahr einer Leberverfettung in Kombination mit Alkoholkonsum vervielfacht. Nebenbei bemerkt ist es für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen abnehmen möchten, auch wichtig zu wissen, dass Alkohol das Sättigungsgefühl hemmt und mit seinen 7 Kilokalorien pro Gramm Alkohol den Zucker mit 4 Kilokalorien übertrumpft.


Ich möchte auch kurz etwas zu unserer Steuerzentrale sagen: In unserem Gehirn kann schon nach einem als risikoarm geltender Alkoholkonsum, über Jahrzehnte ausgeübt, zum Abbau von Teilen des Hippocampus führen. Dieser ist Teil des limbischen Systems im Gehirn und mit Funktionen des Gedächtnisses und den kognitiven Prozessen verbunden. Zu diesem, wie ich finde, hochinteressantem Thema, wird es noch einen weiteren Artikel geben. Das würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen.

 

 

Photo by Milad Fakurian on Unsplash

Die oben genannten Folgen von Alkoholkonsum können nicht mit eindeutigen Zahlen in Bezug auf die Menge des Konsums festgelegt werden. Die Folgen von Alkohol sind unterschiedlich ausgeprägt. Der Stoffwechsel eines jeden Menschen funktioniert ganz unterschiedlich, so verträgt jeder auch unterschiedliche Mengen an Alkohol. Manche Menschen vertragen ihn gar nicht.

Jedoch hat die WHO auf Basis wissenschaftlicher Forschungsergebnisse einen Konsum von 7 Gramm Alkohol (ca. 0,25 l Bier/0,1 l Wein) pro Tag als risikoarm eingestuft.

 

Als Faustregel gilt für Frauen demnach eine Menge von unter 10g (für Männer unter 20g) Alkohol/Tag an vier bis fünf Tagen in der Woche als nicht gesundheitsgefährdend. 10g Alkohol entsprechen etwa einem Glas Bier, oder einem Glas Wein (0,125l). Es ist jedoch mittlerweile allgemein bekannt, dass jeder Schluck Alkohol gesundheitsgefährdend ist.

 

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen ist nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen jedoch zum Schluss gekommen, dass Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol neu formuliert werden müssen:

"Ergebnisse der Wissenschaft zeigen zunehmend, dass es keinen potenziell gesundheits-
förderlichen und keinen sicheren Alkoholkonsum gibt." Quelle

„Ein Glas Rotwein am Tag ist gesund.“ Das ist ein Mythos!

 

„Das häufig publizierte Forschungsergebnis, geringe Mengen Alkohol (bis max. 15 Gramm täglich) würden das Risiko für die koronare Herzkrankheit herabsetzen, weil Alkohol das günstige HDL-Cholesterin erhöht, wird durch die sonstigen negativen Folgen des Konsums stark relativiert.“ Ralf Schneider: Die Suchtfibel

Nach all den negativen Folgen, die Alkohol erwiesenermaßen auslöst, erscheint es mir lächerlich, dass Experten sich an derartigen Forschungsergebnissen festhalten, und den Weinkonsum auf diese Art verteidigen. Mittlerweile sollte meiner Meinung nach jeder Arzt und jede Ärztin so gut über die negativen Folgen von Alkoholkonsum informiert sein, dass auf medizinischer Ebene Alkohol in keiner Form zu empfehlen ist. Unser Körper ist ein wahres Wunder. Er besitzt die unglaubliche Fähigkeit sich immer wieder neu zu erfinden und zu erneuern. Warum sollten wir uns diesem Potential entgegenstellen?

 

Natürlich gibt es außer dem Alkohol auch noch andere Dinge, die uns bei übermäßigem Konsum schaden. Dazu habe ich in meinem Artikel "Genuss" schon geschrieben. Jedoch wird er im Verhältnis zu seinen negativen Folgen noch viel zu sehr verherrlicht.

 

 

Ich möchte abschließend Deepak Chopra aus seinem Buch Heilung zitieren:

„Sie erschaffen Ihren Körper in jedem Augenblick neu. Weshalb tun Sie das nicht bewusst und auf höchstmöglichem Niveau?”

In diesem Sinne … pass gut auf dich auf und genieße die guten Dinge im Leben!

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